Moralische Alternativen

Bei der Auswahl von Produkten haben wir mehr Macht über gesellschaftliche Veränderungen als an der Wahlurne. Und da wir beim Tanken oder Computerkauf ohnehin schon jede Menge unmoralischer und destruktiver Geschäftspraktiken finanzieren (z.B. die Verschmutzung des Nigerdeltas oder asiatische Selbstmorde), lohnt es sich, wenigstens im einen oder anderen Fall weniger bequem zu sein. Nur weil ich mich am ehesten damit auskenne, hier ein paar Tips in informatischen Dingen.



Don't buy at Amazon!
Amazon ist bekannt für eine extrem effiziente, d.h. harte Behandlung und Kontrolle seiner Mitarbeiter. Amazon analysiert auch detailliert Ihr Kaufverhalten und zwingt Verlage zu günstigeren Preisen, indem es deren Bücher zurückhält (siehe z.B. hier). Allerdings läßt sich Amazon gerade bei Büchern durch völlig gleichwertige und zudem sozial engagierte Dienste ersetzen, z.B. Buch7.de, bookzilla.de, oder, für gebrauchte Bücher, Booklooker.de. Weitere Alternativen finden Sie auf Utopia.de

Google
Es gibt auch andere Suchmaschinen als Google. Nicht alle liefern so gute Ergebnisse, aber auch nicht alle führen so detaillierte Personenprofile. Alternativ kann man - und sei es nur um der Vielfalt willen - Yahoo.de oder Bing.de verwenden. Gerade bei Maschinen, die entscheiden, was wir finden, sehen und wahrnehmen, ist Vielfalt lebenswichtig. Sie können aber auch weiterhin die Vorteile von Google nutzen und dabei anonym bleiben, indem Sie duckduckgo.com, Startpage.com oder Ixquick.de verwenden, welche Ihre Anfragen anonym an Google weiterleiten.

Gmail (gmx.de, web.de, hotmail u.a.)
Wenn Sie Gmail verwenden, ist es Ihnen vermutlich sowieso egal, daß Google Ihre Mailinhalte analysiert. Ganz so schlimm ist es bei den anderen großen Anbietern nicht. Aber vermutlich sind die nicht moralischer, sondern nur weniger effektiv. Eine wirklich gute Email-Alternative ist Posteo.de, ausnahmsweise mal nicht kostenfrei, aber dafür verantwortungsbewußt und datensparsam. Die legen nämlich keine Datenbank über Sie als Person an und fragen Sie auch nicht nach persönlichen Daten. Alle anderen Genannten tun das.

Skype
Der Haken beim Wechsel von Diensten wie Skype ist, daß man seine Kontakte nicht einfach mitnehmen kann. Aber das heißt nicht, daß man nicht mit einem Gleichgesinnten auch mal über Jitsi, Linphone, Ekiga oder Mumble kommunizieren kann (Accounts kriegt man bei z.B. sipgate). Außerdem schadet das den Datenbanken der Marketingkraken, wenn man nicht mehr seine ganzen Sozialkontakte in einem einzigen Netzwerk pflegt.

Facebook
Gleiches Problem bei Faceook und Google+. Die vielversprechendste Alternative heißt hier Diaspora, was, da dezentral, keine entsprechende Macht und Kontrolle erlaubt. Solche Projekte brauchen viele Nutzer, wenn sie je eine gleichwertige Alternative bieten sollen.

Office
Es gibt neben Microsoft Office auch LibreOffice und OpenOffice, die fast identisch sind und nichts kosten. Ersteres hat vermutlich die stärkere Entwicklerbasis und bleibt daher zukunftssicher.

Textdateien

Siehe hier

Gerade bei Dateiformaten wird deutlich, was eigentlich bei allen vernetzten Diensten gilt: Die Entscheidung zu einem Dienst betrifft einen nie alleine, sondern alle, mit denen man in Kontakt steht. Man hilft mit, ein Produkt zu verbreiten und unterstützt die dahinter stehende Geschäftspolitik. Und deswegen kann man auf die gleiche Weise auch etwas Gutes tun. Die Anonymisierungssoftware TOR z.B., die Internetzugriffe verschleiert und lebenswichtig für Dissidenten wie Edward Snowden ist, funktioniert nur, wenn auch Leute mitmachen, denen es egal sein kann, ob sie abgehört werden. Und Mitmachen ist essentiell, wenn wir in Zukunft eine Kommunikationsinfrastruktur haben wollen, die nicht unter der vollständigen Kontrolle von einigen Firmen und den mit ihnen assoziierten Regierungen steht. Deswegen gilt immer: Weitersagen!


TEMPORÄRE EMAIL und SMS-Dienste

Wenn Sie auch nur halbwegs anonym unterwegs sein wollen, stoßen Sie schnell auf das Problem, daß praktisch jeder Dienst Ihre Email haben will. Zudem sind die meisten Firmen (z.B. Facebook..) heiß auf Ihre Telefonnummer, mit der man Sie dann fast überall prima identifizieren kann. Um das zu umgehen, gerade bei obskuren Online-Registrierungen für einmalige Käufe o.ä., gibt es Dienste, die temporäre Emails und Telefonnummern bereitstellen. Vorsicht: In vielen Fällen sind die Nachrichten, die Sie dort erhalten, dann öffentlich sichtbar!

Hier sind einige Listen solcher Dienste:
www.anonym-surfen.de/help/email-disposable.html
www.privacy-handbuch.de/handbuch_31g2.htm
www.privacy-handbuch.de/handbuch_34.htm

Hier einige SMS-Dienste:
www.receive-sms-online.info
sms-empfangen.com
de.mytrashmobile.com