Moralphänomenologie

Wintersemester 2012/13
Universität Bamberg
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Das Seminar beschäftigt sich mit einer Phänomenologie oder Bewusstseinstheorie der Moral. Man könnte auch sagen, es beschäftigt sich damit, wie es ist, moralisch zu sein. Allzu viel – man wird es kaum glauben – ist dazu bisher nicht geschrieben worden. Deswegen werden wir uns mit diesen Fragen beschäftigen: Was kann ein phänomenologischer Ansatz für die Moraltheorie leisten? Was ist das Verhältnis der Phänomenologie zur Psychologie? Und kann eine Bewusstseinstheorie der Normativität selbst irgendwelche normativen Implikationen haben?

Mit diesen systematischen Fragen verbindet das Thema ein historisches Anliegen: Eine Auseinandersetzung mit Jean-Paul Sartres Ethik. Grundlagentext dafür sind die 2005 auf Deutsch erschienenen Entwürfe zu einer Philosophie der Moral. Sie enthalten Sartres einzigen – und letztlich aufgegebenen – Versuch, mit seinen Mitteln eine Moralphilosophie zu formulieren. Seine Themen sind unter anderem die Rolle Gottes als Garant unabhängiger Werte, eine geschichtliche Moral als Gegenentwurf dazu, ausführliche Analysen zwischenmenschlicher Bewusstseinsformen wie Liebe und Gewalt, sowie Pflicht und Entfremdung, Unterdrückung, Revolution und das Verhältnis von Kunst und Moral. Sartres Text soll uns das ganze Semester begleiten, wenn auch unterbrochen durch verschiedene Ausflüge: historische Kontextualisierungen (Marxismus, Hegel, Husserl, Heidegger), andere Werke Sartres (v.a. Das Sein und das Nichts), sowie alternative Ansätze (z.B. Max Scheler).