Eigentumstheorien

Sommersemester 2014
Universität Bamberg
Zeit: 14-16 Uhr
Raum: U2 / 130


Rousseau hat sicher nicht ganz unrecht, wenn er sagt: „Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: 'dies ist mein', und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft". Aber was ist die Alternative? Ist Eigentum Diebstahl (Proudhon/Brissot), oder eine unabdingbare Bedingung für Selbstverwirklichung und Produktivität? In jedem Fall bestimmt unser Verhältnis zum Eigentum unser Verhältnis zur Welt. Daran schließen sich dann Fragen zu Rechts- und Gesellschaftstheorie, zu Gerechtigkeit und Verteilung, und Teilprobleme von Sklaverei über den Immobilienmarkt bis hin zu geistigem Eigentum.

Um solche Dinge soll es aber in diesem Seminar nur teilweise gehen. Das heimliche Ziel sind die bewußtseinslogischen Grundlagen und Prinzipien, die Eigentum überhaupt möglich machen. Ausnahmsweise hat das Seminar dabei sogar eine These: Nämlich, daß es qualitative Unterschiede darin gibt, was es heißt, etwas sein eigen zu nennen. Oder plastischer gesagt: Ein Haus zu besitzen ist nicht nur der Menge nach etwas anderes als zwei zu besitzen - und wieder anders als zwanzig zu besitzen. Und das gilt um so mehr bei anderen Gegenständen: In welchem Sinne ist es z.B. gemeint, wenn ich von "meinen" Fähigkeiten, "meinen" Gefühlen, "meinen" Freunden oder "meiner" Biographie spreche? Und ist es wirklich das gleiche, wenn ich von "meinem" Körper, "meinem" Taschenmesser, und "meiner" Firma spreche? Kurz: Es geht also um alles, was sich grammatisch mit dem Genitiv bzw. mit Possessivpronomina beschreiben läßt.

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