Preisfrage über die Ungleichheit

Seminar: Eigentumstheorien, Sommersemester 2014
Universität Bamberg
Zeit: 14-16 Uhr
Raum: U2 / 130

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I.

Die Ungleichheit unter Menschen lässt sich einteilen in eine natürliche, die nicht von Menschenhand verändert werden kann (angeborene Attribute wie Aussehen)und eine gesellschaftliche Ungleichheit (Geld, Macht) Um einen Ursprung ausfindig zu machen, ist es Sinnvoll das Wesen des Menschen mit dem eines Tieres zu vergleichen. In vereinfachter Betrachtung könnte man sagen, das einfache Triebwesen (Tier) wird beim Menschen um ein Bewusstsein erweitert. Obwohl dieses die Triebe um eine Bandbreite an Emotionen, sowie einen rationalen Verstand, erweitert, bleibt das allgemeine Ziel eines Individuums die Zufriedenstellung der körperlichen und danach der geistigen Bedürfnisse. Da über weite Zeiträume der Entwicklung vom Triebwesen zum Vernunftwesen das Überleben keine Gegebenheit war, ist es nicht verwunderlich, dass egoistische Emotionen einen evolutionären Vorteil darstellen und sich somit im Menschen sowie seiner Gesellschaft durchsetzen. Es ist natürlich im Kampf ums Überleben einen Vorteil durch Ressourcen bewahren zu wollen. Dadurch ergeben sich nicht nur einfache materielle Vorteile, sondern auch soziale, zum Beispiel im Ansehen und Einfluss über Mitmenschen. Auch wenn Emotionen wie Mitgefühl genauso in der Natur des Menschen liegen, wie Gier, ist es in der Not einfacher und oftmals für das Überleben ausschlaggebend den egoistischen zu Folgen.
Um die Frage der Berechtigung zu beantworten, muss man nach einem Ziel im Leben eines Vernunftwesens suchen. Im Gegensatz zum Trieb sind die Bedürfnisse des Bewusstsein nicht auf die Erhaltung einer Art ausgelegt. Schon die sprachliche Umschreibung unserer Bewusstseinszustände, zeigt das manche Zustände, anderen vorzuziehen sind. Wir sprechen von positiven beziehungsweise negativen Feedback unserer Gefühle. Wenn also materielle Vorteile im Einklang mit Glück und Zufriedenheit jener stehen, welche die Ungleichheit der Menschen kontrollieren, sind diese rechtfertigbar. Ich denke allerdings, dass eine Gesellschaft basierend auf Gleichbehandlung aller, diesem Ziel besser dienen würde. Denn Gier und ähnliche Emotionen sind nicht mehr notwendig, wenn das überleben bereits gesichert ist. Außerdem führt Selbstlosigkeit in meinen Augen zu längerfristiger Zufriedenheit, als materieller Reichtum.

II.

Wie ist die Ungleichheit zwischen den Menschen entstanden?
In diesem kurzen Text wird meine persönliche Ansicht zu der Frage, wie die Ungleichheit zwischen den Menschen entstanden ist, dargelegt werden. Ich vertrete die Meinung, dass Ungleichheit nicht etwa zu einem bestimmten Punkt der Kulturentwicklung entstanden ist, sondern bereits stets unter den Menschen geherrscht hat, spätestens also seit der Mensch begonnen hat, Homo Sapiens Sapiens zu sein. Um aber genau darzulegen, wie und weshalb diese Ungleichheit überhaupt jemals zustande kam, soll zunächst eine empirische Beobachtung vorangestellt werden. Mir ist bis jetzt keine aktuelle oder historische Gesellschaft bekannt, in der Menschen sozial und politisch völlig gleich wären oder jemals gewesen sind. Sucht man nun nach einer Ursache hierfür, so lässt sich zum einen sagen, dass es anscheinend ein tief verwurzeltes Bedürfnis im Menschen als solchen gibt, sich von anderen abzugrenzen. Hierdurch wird versucht, die eigene Identität zu bestimmen und sich ihrer zu versichern. Doch diese Abgrenzung bleibt nicht auf einer rein mentalen, abstrakten Ebene im Sinne eines Sich-als-anders-bewusst-werdens stehen, sondern verlangt nach tatsächlicher sozialer und politischer Abgrenzung von anderen. Durch den Versuch einer realen Abgrenzung werden Gesellschafts- und Machtstrukturen etabliert, die zu einer Ungleichheit und somit auch zum Beispiel zur Benachteiligung beziehungsweise Bevorzugung von bestimmten Individuen oder zur Ungleichverteilung von Gütern führen. Abgesehen hiervon ist es zum zweiten sicherlich ebenfalls von großer Bedeutung, dass der Mensch ein Gruppenwesen ist, in dessen Natur es (meiner Meinung nach) verankert ist, mit anderen zu interagieren und soziale Gefüge auszubilden. Um sich in diesem sozialen Gefügen orientieren zu können, braucht der Mensch Strukturen. Eine dieser Strukturen ist die Etablierung von bereits angesprochenen Macht- und Gesellschaftsapparaten, die schließlich auch zu politischer und sozialer Ungleichheit führen. Meiner Ansicht nach weist der Mensch als solcher also bestimmte Merkmale wie ein Bedürfnis nach sozialer Orientierung und Abgrenzung seiner Person von an anderen auf, die eine Ausbildung von Gesellschafts- und Machtstrukturen notwendig machen, aus welchen schließlich Ungleichheit entstehen kann. Insofern möchte ich wagen zu behaupten, dass Ungleichheit der Naturstand zwischen den Menschen ist.

III.

1. Ungleichheit
1.1 Ungleichheit bezieht sich immer auf eine bestimmte Gruppe, die in irgendeiner Weise gemeinsam wirtschaftet.
1.1.1 Innerhalb dieser Gruppe meint Ungleichheit den unterschiedlich guten Zugang der Mitglieder zu Gütern
1.2 Ungleichheit bezieht sich auf die Möglichkeit zur Nutzung materieller, nicht ideeller Ressourcen
1.3 Ungleichheit muss über einen gewissen Zeitraum aufrecht erhalten werden, d. h. strukturell sein
1.3.1 Opferung eines oder auch mehrerer Mitglieder, zur besseren Versorgung eines anderen Teils der Gruppe stellt keinen Fall von Ungleichheit dar
1.3.2 Ungleichheit kann Ausbeutung beinhalten, muss sie aber nicht
1.3.3 Ungleichheit darf nicht so weit getrieben werden, dass sie sich selbst untergräbt

2. Gemeinschaft
2.1 Die Gruppe, in der Ungleichheit herrscht, muss mehr als untereinander verwandte Familienmitglieder umfassen
2.1.1 Familien haben ein Interesse an einem gemeinsamen Wohlergehen, d. h. auch als gemeinsam wirtschaftende Gruppe von Menschen, kann in ihnen keine Ungleichheit herrschen
2.2 Die zum gemeinsamen Wirtschaften erforderlichen Tätigkeiten müssen spezialisiert sein
2.2.1 Diese Tätigkeiten können auch als mehr oder weniger wertvoll oder anspruchsvoll bewertet werden
2.3 Die Gruppe muss über irgendeine Art von Geld verfügen
2.3.1 Geld erlaubt die Anhäufung von Werten, die über Verbrauchsgüter und Güter, mit denen unmittelbar gewirtschaftet wird (z. B. selbst bewirtschaftetes Land oder zu verkaufende Waren) hinausgeht
2.4 Sobald die Größe der Gruppe, Spezialisierung von Tätigkeiten und die Verwendung von Geld suggerieren, dass das Wohlergehen der Gruppe nicht mehr zusammenhängt, versuchen Einzelne sich allein oder ihrer Familie wirtschaftliche Vorteile gegenüber den übrigen Gruppenmitgliedern zu erarbeiten
2.6 Je komplexer menschliches Wirtschaften ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ungleichheit entsteht

3. Naturrecht
3.1 Das Naturrecht steht vor jeder Form der Vergesellschaftung
3.2 Ungleichheit ergibt sich aus der Form der Vergesellschaftung und speziell der Form des gemeinsamen Wirtschaftens in einer Gruppe
3.3 Ungleichheit, die aus einer Form des Wirtschaftens entsteht, kann nicht durch das Naturrecht begründet werden.

IV.
„Was ist der Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen, und ist sie durch das Naturgesetz gerechtfertigt?“ Es ist zu zeigen, dass diese Ungleichheit der menschlichen Erkenntnisfähigkeit entspringt. Als Denknotwendigkeit wird Ungleichheit an sich gerechtfertigt sein, solange sie die darin enthaltene Gleichheit nicht negiert.
1. Ungleichheit „entsteht“, indem sie aufgefunden und empfunden wird.
A) Bennenung von außen: Das Phänomen der menschlichen Ungleichheit begegnet beim Neugeborenen, dessen Äußeres Erscheinungsbild sich sofort in Größe, Gewicht u.a. unterscheidet. Diese phänomenologische Ungleichheit wird von außen (meist sprachlich) festgestellt.
B) Betrachtung von innen: Ein Offenbarwerden einer Ungleichheit wird bereits am Kleinkind deutlich, das die Unterscheidung von sich selbst und den anderen „erkennt“, vllt. sogar noch ohne die Fähigkeit zur sprachlichen Artikulation, wohl aber wird sie bereits früh empfunden, etwa durch Neid, Gefühle der Unterlegenheit, uvam und wird so zum Objekt von Affekten.
2. Das Auffinden dieser Ungleichheit ist dem menschlichen Verstand unhintergehbar. Das nachdenkende Erkennen dieses Unterschiedes ist vielleicht die wesentliche Denkkategorie menschlichen Daseins: Die Wahrnehmung eines Ichs als eines von anderen unterschiedenen Subjektes. Nur in Unterscheidung funktionieren ja Kategorien und damit ein unaufgebbarer Bestandteil logischen Denkens.
3. Gleichheit der Menschen besteht hinsichtlich ihrer Selbstwahrnehmung als Ich.
Indem nach der Ungleichheit „unter den Menschen“ gefragt wird, ist zugleich ein weiteres mit angezeigt, nämlich dass das erkennende Ich sich als Subjekt der menschlichen Spezies versteht. Diese weiterführende Denkleistung macht aus der Bündelung des voneinander Unterschiedenen „Kategorien“: Ich – die Anderen (nicht: „das Andere“!) In der Definition des Ich ist neben der diferentia specifica (Ich) immer auch das genus proximum (Mensch) impliziert. Folglich ist der Erkenntnisakt de facto der ontologischen Genese der Ungleichheit gleichzusetzen, obgleich die materiale /ontische Ungleichheit schon vorlag. In der Denknotwendigkeit der Kategorien, die Ungleichheit und Gleichheit erst möglich macht, ist sie gerechtfertigt, da ohne sie kein denkendes Subjekt gedacht werden kann.

V.
Der Ursprung der Ungleichheit liegt in der Konstitution des Subjekts. Das erste Wahrnehmen der eigenen Person beruht auf einer Unterscheidung zwischen dem eigenen und einem anderen Ich. Die Abgrenzungserfahrung des Selbstbewusstseins ist dabei nicht bloß theoretisch, sondern äußerst sich auch im Willen. Dieser richtet sich darauf, sich unter den Anderen zu behaupten, indem man in der Welt Dinge in Besitz nimmt und seinem Selbst zuschreibt. Dadurch wird die Sphäre des Ich erweitert und Dinge in der Welt werden zu „meinem“ bzw. „deinem“ Eigentum. So entsteht Konkurrenz untereinander, die bewirkt, dass Menschen individuelle Fähigkeiten und Anlagen ausbilden. Hieraus ergeben sich in Kombination mit den natürlichen Lebensumständen Unterschiede und Ungleichheiten je nach Qualität und Nutzbarkeit der erworbenen Fähigkeiten. Wer Pech hat, weil er z.B. durch ein Unwetter seine Ernte verliert, muss sich bei Anderen, die mehr Glück oder Geschick haben, verschulden und gerät so in Abhängigkeit und Armut.
Ungleichheit ist somit das Resultat der kollektiven Willensbewegung der Subjekte, die sich erst durch die Abgrenzung und Unterscheidung voneinander konstituieren. Dabei ist die Ungleichheit unter den Menschen keineswegs das Willensziel selbst. Sie ist vielmehr eine in der Willensbewegung nicht mit intendierte Folge derselben, die sich aufgrund der zufälligen Lebensbedingungen auf der Erde ergibt.
In Bezug auf das Naturgesetz bedeutet dies, dass eine zufällige Ungleichheit ist gestattet, da sie aus der Gleichheit der Menschen hervorgeht. Allerdings geht der Ungleichheit die Gleichheit immer voraus und ist ihr logisch vorgeordnet. Menschen sind also ihrem Wesen und ihrer Vernunft nach gleich. Dies bedeutet konkret, dass prinzipielle Ungleichheiten, die beispielsweise durch Standesordnungen, Rassentrennung oder andere Formen von Diskriminierung bestehen, niemals durch das Naturgesetz legitimiert werden können. Deshalb sind Chancengleichheit und Freiheit zur Selbstbestimmung einschränkende Bedingungen, unter denen Ungleichheiten bestehen darf.

VI.
Zu beginn muss festgehalten werden, dass die Menschen von Geburt an als ungleiche Subjekte die Welt betreten. Diese Ungleichheit ist jedoch offensichtlich zu differenzieren von jener Ungleichheit, die heute und schon Jahre zuvor, kritisch diskutiert wird. Die These, dass der Mensch von Natur aus Ungleich ist, wird nicht zwingend von jedem akzeptiert, hier jedoch vorausgesetzt. Dies widerspricht anderen Theorien, die etwa sagen, dass alle, auch individuelle Unterschiede, nur auf soziale Umstände und entwicklungsgeschichtliche Erfahrungen zurückzuführen sind und jeder Mensch im Moment seiner Geburt, allen anderen Menschen gleich ist. Widerlegen könnte diese These, dass in den einzelnen Menschen individuelle Anlagen vorhanden sind, welche den Menschen vom Zeitpunkt seiner Entstehung an zu einem einzigartigen Wesen machen, er so auch als einzigartiges Individuum schon auf die Welt kommt. Das sich die Anlage erst zum Vorschein bringen müssen steht hier außer Frage. Die Fähigkeiten und Möglichkeit zur Gestaltung seiner Anlagen erhält der Mensch wohl erst im Rahmen seiner weltlichen Entwicklung. Die natürliche Ungleichheit ist vorerst unbewertet, sie ist einfach nur, ohne eine Abstufung und Kategorisierung der spezifischen Fähigkeiten einzelner Individuen. Die Bewertung oder Kategorisierung würde und könnte sich nur an äußeren Umständen orientieren, das meint, welche Fähigkeit oder welche Anlage besser oder schlechter ist, liegt nicht in der Tatsache, in der Fähigkeit selbst, sondern in der Möglichkeit, die ihr inbegriffen ist. Das bedeutet, dass die ursprüngliche, natürliche Ungleichheit erst Aufmerksamkeit erlangt, wenn sie in die Bewertung der Öffentlichkeit fällt.
Ebenso verhält es sich im Bezug auf Behinderung und Aussehen; wo Ungleichheit die Norm ist kann die „Unnorm“ nicht in der Ungleichheit selbst liegen. Die Ursprünge der kritischen Ungleichheit liegen demnach im Moment der Bewertung und Kategorisierung durch die Gesellschaft. So hat jede Generation, jedes Zeitalter, seine eigenen Bewertungskriterien, die die Ungleichheit in den Fokus einer hierarchischen Ordnung bringen, stets gemessen an Nützlichkeit, Trend, Geschmack, Zeitgeist etc. Diese Bewertungskriterien beeinflussen das gesammte Leben und ermöglichen oder verhindern Chancen (etwa im Bildungssystem oder auf dem Arbeitsmarkt); dieser Umstand erweitert die Ungleichheit nicht nur, sondern macht sie erst zu einem gesellschaftlichen Problem.

VII.
Ungleichheit unter den Menschen resultiert meiner Meinung nach aus dem Bedürfnis/Trieb/Wunsch einiger Menschen, Macht über Andere auszuüben. Auf Eigentum bezogen kann Besitz als Macht interpretiert werden. Dieses Verlangen äußert sich in einer Wettbewerbsmentalität, die als Bestandteil der reflektorischen Fähigkeiten des Menschen bezüglich seiner Mitmenschen betrachtet werden kann. Da Wettbewerb sich auch im Tierreich in hierarchischen Strukturen äußert (Alpha-Tiere), könnte man diesen Trieb als Naturzustand und somit als durch das Naturgesetz gerechtfertigt ansehen.

VIII.
Die Ungleichheit ist mit dem ersten Mensch geboren worden, denn es ist evulitionbedingt, dass der Mensch immer besser/größer/schneller/höher/weiter etc. sein will als ein anderer. Es ist ein Trieb des Menschen immer der Überlegenere sein zu wollen, denn dieses Verhalten half in früheren Zeiten seine Art zu erhalten und fortzuführen. Demnach ist die Ungleichheit angeboren.

IX.
Bevor man sich ernsthaft mit dieser Frage beschäftigen möchte, sollte man zuerst die Sinnigkeit dieses Unterfangens untersuchen. Existiert ein Naturgesetz, und falls dem so wäre, lässt es sich überhaupt als Erklärungsmittel verwenden, um die Kernfrage zu beantworten? Ungleichheit unter Menschen - gibt es denn überhaupt Gleichheit unter Menschen? Gleicht ein Mensch dem anderen? Äußerlich? Gewiss nicht! So ähneln sich wohl eineiige Zwillinge meistens bis aufs kleinste Detail, doch sind es gewiss nicht die selben. Gleichheit oder Ungleichheit ist dementsprechend keine Frage der Physiognomie; auch wenn man denken könnte, dass ein kräftigerer Mensch womöglich in der Hierarchie gewichtiger wäre, so existierte jedoch im Naturzustand keine Hierarchie unter Menschen, da sie ein das Rudel-/Gruppenleben nicht kannten und nicht anstrebten, weshalb die zusätzliche Kraft nicht als Machtinstrument oder Unterschied zu betrachten wäre. Wenn es also überhaupt eine naturbedingte Ungleichheit gäbe, dann müsste sie durch das Naturgesetz impliziert sein. Das Naturgesetz soll als universelles, unumstößliches Recht fungieren, was jedem Individuum, ob Mensch oder Tier, im selben Maße Rechte zuspricht. Wie sollte demnach das Naturrecht eine Ungleichheit erzeugen? Sollte es dem einen Privilegien gestatten, um eine höhere Stellung einzunehmen, als einem anderen Lebewesen? Das wirkt willkürlich. Sollte eine physische Besonderheit möglicherweise das Naturrecht verstärken - das klingt abstrus! Impliziert denn das Naturrecht nicht eine Gleichheit (vor besagtem Naturgesetz), oder besser gesagt eine Hierarchielosigkeit?! Die wichtigere Frage, die es zu beantworten gilt: „Gibt es ein Naturgesetz?“ Falls es existiert, ist die Ungleichheit egalisiert - somit wäre sie nur eine Erfindung der menschlichen Kultur, die wir uns nicht erklären können. Falls jedoch das Leben auf dieser Erde frei von ,,ihm“, dem Naturgesetz, geschaffen wurde, dann lässt sich darüber streiten. Dann ufert die Frage aus und strebt nach der dominanteren Überlegenheit zwischen den Menschen: Die körperliche oder gedankliche Überlegenheit, die die Ungleichheit erzeugt.

X.
Die Ungleichheit zwischen den Menschen ist insofern natürlich als dass Menschen von Natur aus verschieden, also ungleich sind. Kein Mensch ist wie der andere, beispielsweise gibt es naturgegebene Unterschiede zwischen den Geschlechtern; betrachten wir einmal den durchschnittlichen Mann so ist dieser physisch gesehen stärker als die durchschnittliche Frau. U.a. daraus resultiert, dass der Mann die Frau unterwerfen konnte. Auch gibt es andere, qualitative Unterschiede zwischen den Menschen, die sie für bestimmte Aufgaben befähigen; der eine hat mehr Führungsqualitäten als der andere, einer ist geschickter und ein anderer stärker. Je nach Häufigkeit (und innerhalb einer Gesellschaft zugesprochenen Wichtigkeit) dieser Eigenschaften wird den Individuen eine Rolle innerhalb der Gesellschaft zugeteilt. Unterschiede wie diese sorgen von Anfang an für eine Ungleichheit zwischen den Menschen, die sich nach und nach auch in Besitz und gesellschaftlicher Stellung widerspiegelt. Nach und nach entstanden so gesellschaftliche Schichten, in denen der Mensch jedoch durch Geburt, nicht durch Qualität zugehörig ist. Diese in der Gesellschaftsordnung manifestierte Ungleichheit ist wiederum nicht natürlich, sondern „gemacht“ und somit auch nicht durch das Naturrecht gerechtfertigt.

XI.
Meines Erachtens liegt der Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen in der „Geburt“ der Herrschaft. In dem Moment, in dem sich eine Person qua Stärke, Befähigung, Gewalt, religiöser Begründung etc. zum Herrschenden über seine Mitmenschen erhob zeigte sich die Ungleichheit zum ersten Mal. Zu dieser Person mit ihrem herausragenden Status kamen über kurz oder lang andere hinzu, so z.B. in einer Priesterkaste oder einer sich entwickelnden Dynastie. Diejenigen, die über die Übrigen herrschten konnten sich daraus das Recht ableiten, mehr zu besitzen und über mehr zu entscheiden als die anderen Menschen.

Wenn wir davon ausgehen, dass diese Entwicklung schon in einem sehr frühen Stadium menschlicher Gemeinschaften einsetzte müssen wir den Naturzustand nur als einen sehr kurzen Augenblick ansehen. Er ist nicht einmal mehr eine verblasste Erinnerung, sondern war schon nach wenigen Generationen vollkommen vergessen. Der Naturzustand musste erst wieder „entdeckt“ werden, um ihn für bestimmte Zwecke dienstbar zu machen. Einer dieser Zwecke war fraglos die Legitimation von Herrschaft. Wenn man nun aber der Annahme folgt, dass die Ungleichheit mit der Herrschaft verknüpft ist, dann stellt sich die berechtigte Frage, was der Naturzustand und die Naturrechte uns eigentlich sagen können. Sagen wir, das Naturrecht schenkt dem Menschen die Freiheit, über sich und seine Dinge zu entscheiden und zu verfügen, dann sollten wir Freiheit als das Recht auf Widerstand begreifen gegen ein System der Herrschaft, das sicherlich schon bald nach seinem ersten Aufkommen und im Laufe der Geschichte unzählige Male pervertiert wurde, um den ihm Unterworfenen alle Rechte zu nehmen. Zurückgeworfen auf das grundlegende Streben danach zu überleben, sei es alleine oder in einer Gruppe, hat man das Recht zu widerstehen. Wann dieses Recht greift ist Auslegungssache – ich für meinen Teil möchte es nicht nur in Momenten größter Not verwendet sehen, sondern auch im Kampf gegen die Ungleichheit, und damit verbunden die Ungerechtigkeit.

XII.
Konkrete Ausprägungen von Ungleichheit lassen sich auf jeweils andere spezifische Umstände zurückführen. So wird etwa soziale Ungleichheit als ungleiche Verteilung materieller und immaterieller Ressourcen in einer Gesellschaft verstanden. Was aber kann als Grund für jene ungleiche Verteilung der Ressourcen in Anschlag gebracht werden? Die Möglichkeit Eigentum anzuhäufen? Warum kann aber jemand mehr Eigentum anhäufen als andere? Warum gibt es überhaupt Anderes? Fragen wir also nach dem Ursprung der Ungleichheit, drängt sich ein Gedanke auf: Die Entstehung von Ungleichheit als solcher muss älter sein als jede Gesellschaft, älter als jede Kategorisierung in Recht und Unrecht, gut oder böse sein, Meines oder Seines. Man ist verleitet zu behaupten, dass Ungleichheit als solche überhaupt nicht entstanden ist, sondern vielmehr notwendige Bedingung ist für jede Existenz.
Stellen wir uns zwei völlig identische Gegenstände vor. Auch wenn sie sich in all ihren Eigenschaften gleichen, so sind sie doch zumindest bezüglich ihrer Lage im Raum verschieden, somit nicht gleich. Außerdem ist ein Konzept von Gegenständen nur sinnvoll in Abgrenzung zu allem, was der Gegenstand nicht ist. Selbst bei einem irgendwie gearteten vorgegenständlich konstituierten Un-Zustand, ließe sich noch fragen, warum nicht nichts ist.
Wenn wir die Sphären rein theoretischer Gedankengebilde ein Stück weit verlassen, um den Umständen unserer lebensweltlichen Realität näher zu kommen, begegnet ein ähnlicher Sachverhalt. Gehen wir diesmal von vollkommen identischen Menschen aus, deren physische wie psychische Verfasstheit keinerlei Ungleichheit aufweisen, so lässt sich wieder die Position im Raum unterscheiden. Da nun aber von Wahrnehmenden und Wahrgenommenen die Rede ist, ergibt sich daraus die Perspektive und aus ihr jede Form konkreter Ungleichheit.
Verschiedene Perspektiven lassen ein und dasselbe Ding vollkommen verschieden erscheinen. Der Mensch in der Ferne ist klein, während er aus der Nähe betrachtet größer und unscharf erscheint. Nur, wenn wir die identischen Menschen unseres Gedankenexperiments aus keiner Perspektive betrachten könnten, würden sie einander gleichen. Das aber widerspräche der Wahrnehmung. Denkbar wäre nur noch die Wahrnehmung aus allen Perspektiven zugleich, was – zumindest derzeit – an der Umsetzung scheitern müsste.
Wenn hier die Perspektive als Entstehungsgrund für Ungleichheit angesetzt wird, so nur unter der Verwendung eines umfassenden Begriffs von Perspektive. Nicht beschränkt auf räumliche Koordinaten oder Bedingungen sinnlicher Wahrnehmung, sondern verstanden als Gesamtheit aller Einflussfaktoren, die auf eine Person im Wahrnehmungsgeschehen einwirken und dieses einfärben. Ob ein Glas halb voll oder halb leer ist, hängt maßgeblich vom Durst des Betrachters ab.

XIII.
Der Begriff Ungleichheit beschreibt eine Beziehung zwischen mindestens zwei vergleichbaren Sachen oder Personen. Dabei ist das Eine ungleich dem Anderen. Man muss jedoch zwischen einer natürlichen und einer sozialen Ungleichheit unterscheiden. Soziale Ungleichheit liegt dann vor, wenn in einer Gesellschaft einige Menschen aufgrund ihrer sozialen Stellung mehr Ressourcen erhalten als andere. Natürliche Ungleichheiten finden sich in fast jeder beliebigen Relation. Zum Beispiel ist der Stein kleiner dem Fels, oder der See hat mehr Wasser als der Teich. Diese Dinge sind also von Natur aus ungleich.
Doch wie und wodurch entsteht soziale Ungleichheit? Um sich diese Frage anzunähern, beschreiben viele Philosophen zunächst einen Urzustand oder auch Naturzustand, also der Zustand vor einer Vergesellschaftung und damit auch einen Zustand von Gleichheit. Keiner ist sich in diesem Zustand irgendeines Vorteils oder Nachteils bewusst, jeder ist gleichgestellt. Die Individuen befinden sich, wie es John Rawls ausdrückt, in "einem Schleier des Nichtwissens", welcher gesellschaftliche und natürliche Vor- und Nachteile verschleiert.
Die Verhältnisse, welche über Vor- oder Nachteile entscheiden, müssen erst geschaffen werden und sind der erste Schritt aus dem Naturzustand heraus. Diese Verhältnisse könnten sich aus Ressourcenknappheit oder einem bestimmten Gefühl ergeben (Bei Rawls der Gerechtigkeitssinn), welches die Menschen zum Handeln in eine Richtung animiert. Der nächste Schritt besteht dann im Verteilen der Ressourcen durch wirtschaftliche Verträge und dem Institutionalisieren der generierten Werte.

Das sich natürliche Ungleichheiten durch das Naturgesetz rechtfertigen lassen steht fest, deshalb sind es ja natürliche Ungleichheiten. Dennoch bleibt die Frage, ob sich soziale Ungleichheiten auch durch das Naturgesetz rechtfertigen lassen. Soziale Ungleichheit entsteht durch die ungleiche Verteilung von Ressourcen. Das nicht genügend Ressourcen für alle vorhanden sind, lässt sich mit dem Naturgesetz erklären. Die ungleiche Verteilung dieser Ressourcen jedoch nicht. Der Ursprung Sozialer Ungleichheiten an sich, kann also nicht durch das Naturgesetz erklärt werden, sondern muss aus der menschlichen Moral oder einem anderen Gerechtigkeitssinn entstanden sein, aus welcher die Verteilung hervorgeht. Dennoch darf man Ungerechtigkeit nicht mit Ungleichheit verwechseln. Ressourcen können ungleich und trotzdem gerecht verteilt sein. Der Ursprung sozialer Ungleichheit kann nicht zugleich der Ursprung der natürlichen Ungleichheiten sein. Ein Beispiel: Es gibt nur noch einen Apfelbaum mit neun Äpfeln auf der Welt. Die restlichen zehn Bewohner des Planeten, müssen sich entscheiden, wer von ihnen keinen Apfel erhalten wird. Die Entscheidung über die Verteilung, ist der Ursprung sozialer Ungleichheit. Grund ist vielleicht die natürliche Knappheit an Ressourcen, aber die Ursache liegt im Menschen.

XIV.
Um die Frage nach Ungleichheit zu klären ist es notwendig sich vorerst mit der Frage auseinander zu setzen, was Gleichheit denn überhaupt sei. Wenn jemand mir eine Definition von „Gleichheit“ vorschlägt, so gehe ich von vornherein mit der Möglichkeit der Existenz gegebener „Gleichheit“ doch äußerst skeptisch um. Ich bezweifle nämlich, dass es so etwas wie Gleichheit gibt. Hier der Grund für solch ein Weltbild:

Gleichheit, um der Frage nach Un-gleichheit auf dem Grund zu gehen, wäre (beinahe karikiert durch übertriebene Vereinfachung), die künstliche Gleichsetzung der Gegebenheiten, Güter und Fähigkeiten auf eine ausgewogene und Harmonie-fördernde Weise. Natürlich stützt solch oberflächliche Erklärung sich auf eine Weltanschauung in der wir Menschen als Macher uns selbst als die Fragestellung schlechthin betrachten.

Ich möchte des Weiteren hervorheben, dass die Gefahr besteht solch anthropozentriertes Weltbild könnte einen in die Irre führen, soweit es die Erde als „Gegenstand“ sieht die dem Menschen zur Verfügung steht.

Ich sehe Ungleichheit - sowie die meisten großen „Schlagwörter“ der Philosophie die danach trachten unseren Fachbereich zu untermauern - als sinnentfremdete Götze an, der, ähnlich dem Gottesbegriff, der eher zweifelhaften Versuch zu Grunde liegt, sich irgendwelcher herbeifantasierten „Grundprinzipien“ des Universums zu nähern und zu eigen zu machen, so wie wir es uns anhand gegebener Fragestellung erhoffen. Die unvollständigen Begriffe, anhand derer wir uns einen besseren Überblick und Verständnis der Welt her wünschen, gleichen einem Wunschtraum der leicht zu Blockaden und meiner Ansicht nach ebenfalls oft zur intellektuellen Engstirnigkeit führt.

Nur weil wir uns Gleichheit wünschen, muss es sie noch längst nicht geben !

Daher mein etwas unbeholfener Vorschlag sich keine Idee und Konstrukt anzueignen. Nur im Alltag in dem es per se um konkrete Lösungsansätze geht, könnte die Frage nach Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit der Aufteilung von Ressourcen (zum Beispiel), sowie nach Gleichheit und Ungleich erörtert werden, da sie hier ihren Gebrauch finden würde. Ein allgemeingültiger Begriff, sei es der von „Un-gleichheit“, würde leicht in die Irre führen und genauso situationsfremd wirken, wie diese „großen“ Begrifflichkeiten nach denen wir trachten. Das selbe Problem taucht bei Wörtern wie „Gott“, „Erleuchtung“ und „Allah“ auf, für die es keine festen Definition geben kann.

Schlußendlich möchte ich darauf aufmerksam machen, dass letzten Endes früher oder später jede Glaubensgemeinde und noch so feste Überzeugung notwendigerweise ins Wanken kommt, eben WEGEN der Frage nach Begriffserklärungen.

XV.
Die Ungleichheit zwischen den Menschen erfordert eine differenzierte Betrachtung. Während es natürliche Unterschiede zwischen den Menschen gibt, wie z.B. das Geschlecht oder das Alter, existieren ebenso soziale Ungleichheiten. Letztgenannte sind verursacht durch soziale Prozesse bzw. Mechanismen. Natürliche Ungleichheiten bedingen folglich keine sozialen Ungleichheiten. Nur weil etwas so ist wie es ist, heißt dies nicht, dass darauf geschlossen werden kann wie etwas sein soll (naturalistischer Fehlschluss). Konkret bedeutet dies, dass die unterschiedliche Geschlechtlichkeit der Menschen nicht per se mit einer normativen Wertung einhergeht, hierzu sind in der Folge soziale Prozesse verantwortlich.
Dementsprechend ist es notwendig soziale Prozesse zwischen den Menschen zu fokussieren, um den Ursprung von Ungleichheit zu erfassen. Einer der hauptverantwortlichen Mechanismen ist die dem Kapitalismus inhärente Ausbeutung bestimmter Klassen. Hierbei ist eine historisch gewachsene Unterscheidung von Geld und Produktionsmittel-Besitzenden und Arbeitern vorzunehmen. Diese Historie entspringt jedoch keiner natürlichen Herkunft, sondern zeichnet sich durch Enteignungs- und Kriegshandlungen aus.
Der Besitz der Arbeiter liegt zu weiten Teilen einzig in ihrer zu veräußernden Arbeitskraft. Der durch die Arbeit erzeugte Mehrwert wird hierbei durch die herrschende Klasse abgeschöpft, wodurch sich die Ungleichheit zwischen den Menschen verfestigt bzw. wächst. Durch die Notwendigkeit der Reinvestierung des Mehrwerts, u.a. aufgrund der herrschenden Konkurrenzsituation zwischen den Marktteilnehmern, entsteht ein Kreislauf der fortwährenden Mehrwertproduktion, der sich zum Selbstzweck stilisiert. Das Kapital stellt infolgedessen ein gesellschaftliches Verhältnis dar, welches sich als verantwortlich für die anhaltende Ungleichheit zwischen den Menschen zeichnet.
Weiterhin von Interesse sind die Erkenntnisse Bourdieus zur Erweiterung des marxistischen Kapitalbegriffs auf weitere Sphären der Kultur und die damit einhergehende Manifestation von Ungleichheit. Dennoch besteht aus meiner Sicht eine Verknüpfung dieser sozialen Prozesse mit denen der ökonomischen Ausbeutung im Sinne der marxistischen Theorie.

[Auch ein Blick auf die Theorie der Psychoanalyse scheint mir zumindest zur Frage der Aufrechterhaltung von Ungleichheit lohnenswert. Die Übertragung von moralischen Überzeugungen (die dem Erhalt von Machtstrukturen dienen) durch die kindliche Übernahme des elterlichen Über-Ichs bzw. die Konstitution des Ichs durch die Sprache (in diesem Sinne durch den Anderen) sind Beispiele für eine Verknüpfung von Gesellschaft und Individuum. Die Psychoanalyse kann also dazu dienen, die Frage nach der individuellen Positionierung in den Prozessen der Aufrechterhaltung von Ungleichheit zu erhellen.]

XVI.
Wie entsteht materielle Ungleichheit?
Materielle Ungleichheit ist entstanden und führt sich gewissermaßen immer noch fort durch das Recht des Stärkeren, nur die Mittel, welche jene Stärkeren benutzen haben sich geändert. Jedoch würde ich eher sagen es ist die das Recht des Mächtigeren, da Stärke in früheren Zeiten Macht bedeutete, heutzutage jedoch mehr zählt als nur Körperkraft.
Max Weber definierte Macht wie folgt: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“.
In Gesellschaften konnte und kann ich nur so lange Eigentum mein eigenes nennen, bis ein mächtigerer kommt und es mir wegnimmt. Je nach Art der Gesellschaft oder sozialen Bindung bezieht und bezog jener mächtige seine Macht aus unterschiedlichen Quellen, wie Körperkraft, soziale Stellung, Herkunft oder Kapital. (gerade heute ist es perplex, da aus Kapital die Macht folgt, noch mehr Kapital zu schöpfen.)
Ist der mächtigere nun auch gewillt, Eigentum anzuhäufen und dafür seine Macht zu gebrauchen/ zu missbrauchen schafft er sich selbst ein höheres Eigentum als der andere. Dadurch entsteht materielle Ungleichheit.
Bei gleicher Macht entsteht Ungleichheit dann wiederum durch die Menge an Arbeit, welche ich leiste um Eigentum anzuhäufen. Die Begriffe Macht und Arbeit aufeinander zu beziehen wäre würde den Umfang dieser Arbeit sprengen, jedoch wäre es sicherlich möglich die beiden Begriffe in der Art zu kombinieren, dass sie sich gegenseitig multiplizieren: Je mehr Macht ich habe, desto weniger muss ich Arbeiten, wobei in diesem Fall Macht hauptsächlich auf Geld bezogen ist, da ich es in unserer Gesellschaft als das ultimative Machtmittel halte. Es gibt sicherlich auch eine Wechselwirkung zwischen politischer Macht und Geld, da man mit Geld bestechen kann und Diktatoren aus ihrer politischen Macht Reichtümer anhäufen.
Als anderes Beispiel wäre anzuführen, das Menschen in der dritten Welt oft sehr viel härter Arbeiten für einen sehr viel schlechteren Lebensstandart. Der normale deutsche Staatsbürger hat das soviel Macht, sich durch ein allgemeines Recht vor der Willkür anderer zu schützen und politische Macht in Form von Wahlen auszuüben. Dies hängt jedoch damit zusammen, dass sie als Kollektiv hier Macht hat und das allgemeine Recht schützt.

XVII.
Aufgrund der vorgegebenen Kürze, werde ich ohne einleitende Worte auf die Frage antworten.

Als Individuum stellt sich beim Menschen die Frage nach Gleichheit nicht. Wir unterscheiden uns durch Körperbau, Charakter und Fähigkeiten und sind damit alle ungleich. Diese Art der Ungleichheit war bereits gegeben, als Gott beschloss Adam eine Begleiterin zu geben. Wir können im Zusammenhang mit dem Menschen nur von Gleichheit sprechen, wenn wir ihn in quantitativ fassbare Kategorien einordnen. Vergleichen lassen sich Dinge wie Körpergröße, Alter und, mit Sicherheit am interessantesten, materieller Wohlstand oder Besitz (soweit er sich in Geldwert übersetzen lässt). Besitz ist höchst ungleich über alle Menschen verteilt und hängt eng zusammen mit Gesundheit, Status und dem Zugang zu lebenswichtigen Rohstoffen, ist damit verantwortlich für die große weltweite soziale und materielle Ungleichheit. Zum Besitz eines Menschen gehören nun zunächst die eigene Person, der eigene Körper und damit seine Arbeitskraft sowie seine spezifischen Fähigkeiten. Auch wenn dieser ursprüngliche Besitz durch die Individualität des Menschen höchst unterschiedlich ist, so ist doch allen Menschen gemein, dass sie sich selbst besitzen. Ungleichheit entsteht nun ausgehend von diesem ursprünglichen Besitz, der uns allen durch unsere Geburt gegeben wird, auf zwei Wegen: 1. Durch die Ausdehnung dieses ursprünglichen Besitzbegriffes auf äußere Güter. 2. Durch die Inbesitznahme des ursprünglichen Besitzes anderer, durch Sklaverei, Bevormundung oder einfach Hierarchie. Es ist also die Gier nach Reichtum (1.) und nach Macht (2.), welche die Ungleichheit zwischen den Menschen verursacht. Da diese Gier so alt ist wie die Menschheit selbst, kann man nicht sagen, wie sie entstanden ist, sondern nur, warum sie besteht.
Das soll nicht heißen, dass die Ungleichheit alternativlos oder gar wünschenswert ist. Ich denke es ist dem Menschen durchaus möglich die Gier zu überwinden und den bestehenden Zustand zum Besseren zu verändern.

XVIII.
Rousseau spricht von zwei Arten der Ungleichheit, der physischen und der gesellschaftlichen. Während die erste von der Natur eingerichtet wurde, geht die zweite auf den Austritt des Menschen (der denkt, vorausblickt, die ihm gegebene Handlungsfreiheit nutzt und nicht nur instinktiv das Lebensnotwendige ausführt) aus dem gedachten natürlichen Zustand im Zuge der Errichtung einer Gesellschaft hervor. Denn deren Regeln und Strukturen, konkret und aktuell gesprochen beispielsweise das Sozialsystem, schaffen die Voraussetzung für die Existenz von Menschen verschiedener, zunächst körperlicher Verfassung. So überlebt nicht nur der Starke, der sich selbst ernähren kann und nicht nur der junge Gesunde. Der Besitz einst lebensnotwendiger Fähigkeiten, dem Verbleib im eigenen Lebensraum dienend, ist zu großen Teilen nicht mehr nötig, weshalb diese wie bei einem Haustier, das seiner natürlichen Umgebung entrissen wurde, verkümmern und der Mensch die Gesellschaft als neuen Lebensraum einsetzt.
Darin kommt es aufgrund der notwendigen Arbeitsteilung zu Über- und Unterordnung, zu Herr- und Knechtschaft. Während im „Naturzustand“ der potenzielle Unterdrücker oder Konkurrent einfach verlassen und das Erstrebte an anderer Stelle besorgt werden konnte, bestehen heute Zusammenwirkungen und damit Abhängigkeiten der Menschen untereinander, die ein Vermeiden eventueller Konflikte und Reibungen nicht erlauben. Die im gesellschaftlichen Menschen wohnende Leidenschaft und Begierde – denn der Wilde kennt kein Streben über das Notwendige hinaus - sorgt zudem für Müßiggang bei der einen, entsprechendem Arbeitsüberfluss auf der anderen Seite. Die erzwungene Akzeptanz der jetzt Höherstehenden, Befehlenden, die dank besserer Kenntnis oder raffinierterer Handhabung der Regeln unserer Gesellschaft dort sind, begünstigt weiterhin den Besitz, sollte ihn sich jemand aus dieser Gruppe selbst zusprechen, und lässt die Ungleichheit noch größer werden. Wer zudem einen gewissen Stand erreicht und somit Zugang zu Bildung hat, kann selbige leicht vergrößern und sich mehr abheben.
So handelt der Mensch nach eigenem Willen, jedoch nicht grundsätzlich zu seinem Besseren.